pre-early fringe
Mit pre-early fringe entwickelt sh|ft ensemble ein Aufführungskonzept, das die in der Pandemie massenhafte Verbreitung des Formats Livestream thematisiert und einer kritischen Reflexion unterzieht.
Zu Gast bei Musik der Jahrhunderte im Theaterhaus Stuttgart wurden am 17.12.2021 Neuinterpretationen von Werken verschiedener Komponist*innen der Neuen Musik aufgeführt. Rekontextualisierungen, die nach Übersetzung von kompositorischen Kernideen in Videoformate suchen, und einen Blick zwischen Produktions- und Rezeptionsebenen ermöglichen. Unter anderem anhand von: Gerhard Stäbler – hyacinth, Steve Reich – Pendulum Music, und Amund Sjølie Sveen – Deconstructing Ikea.
Der strukturelle Wandel der Szene der Neuen Musik zu mehr Online-
Präsenz hat sich mit dem Wegfall des Publikums in der Pandemie
gezwungenermaßen beschleunigt. Das Konzert als Hauptort des
Geschehens steht in Frage. Soziale Medien als bedeutender Schauplatz
verlangen der Neuen Musik einen stärkeren Fokus auf visuelle Elemente
ab. Und die Vermarktungslogik sozialer Plattformen erzeugt steigenden
Produktionsdruck und erhöhte Sendefrequenz. Zum einen möchte sh|ft
den Umgang der Szene mit diesem Wandel thematisieren, die
unbezahlte streamflut zu Beginn der Pandemie, den Druck der
Sichtbarkeit, die Omnipräsenz. Zum anderen möchte sh|ft die Ästhetik
vieler Streams hinterfragen, die Video als reine Dokumentation der
gezeigten Arbeit nutzen.
Mit Musikvideos, die simultan produziert, übertragen und konsumiert
werden, soll ein kritischer Beitrag zur Thematik entstehen, der das große
Potential, aber auch die Grenzen des Formats erforscht, und das
Ensemble zu neuen Gestaltungspraktiken zwingt.